Silke Silkeborg

"Wer flaniert eigentlich noch nächtens?
Silke Silkeborg dreht die lange Geschichte der Nacht um"

Beim Gedanken an die Nachtarbeit (Lucubratio seit der Antike) schweift die Fantasie schnell in die dunklen Gefilde einer „Halbwelt“ der Flaneure ab – die nach den barocken feiernden Studenten und wandernden Handwerkergesellen die ersten Nichtstuer bei Nacht waren und sind. Männer in den Städten, die ab Ende des 19. Jahrhunderts und in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts das Nachtleben auf sich einwirken lassen, Müßiggänger und Genießer. Manche von ihnen hielten in Bildern, meist Fotografien, und Worten fest, was sie beim Spazieren durch den nächtlichen Raum vorfinden und erleben an Melancholie in Bar, Nachtcafé oder Club, und was ihre gesteigerten Sinne auch an Lustbarkeiten einfingen.

An eine Künstlerin mit Nachtlampe vor einer beleuchteten Industrieanlage oder einem Flughafengelände, die versucht, ihre unmittelbaren Eindrücke reduzierter Farbigkeit durch Lichtflecken aus dem Schwarz, Blau oder Braun auf Leinwand zu übertragen, denken wir dabei selten. Denn es ist ja Arbeit, was Silke Silkeborg macht, wenn sie nächtens mit ihren Utensilien und Stirnlampe unterwegs ist, und nicht passives Herumstreifen. Ihr Thema und auch ihre formale wie farbliche Herausforderung sind die im Dunkel durch verschiedene Beleuchtungen sichtbar bleibenden Dinge. Die wilden Tiere, die ihren Weg kreuzen oder auch erstaunte Menschen, denen sie begegnet, kommen nicht vor in ihren Werken, aber sie sind in ihre Tagebücher der Nacht, also eigentlich Nachtberichte, eingewandert. Durch ihre geschlechtsneutrale Kleidung hat sie jedenfalls kein problematisches Verhältnis zu den ihr begegnenden Männern.

Vor der Freiheit des Flaneurs gab es keine Duldung von nächtlichen Herumtreibern in Städten der Neuzeit. Das hält auch seinen Mythos aufrecht. Arbeitende Menschen hatten zwar zuweilen Schichtarbeit und damit verschobene Schlafzeiten, aber weder Zeit, Muße oder Geld, sich auf dem Weg von und zur Arbeit Vergnügungen zu gönnen. Auch die künstlerische oder literarische Auseinandersetzung mit dem nächtlichen Raum fällt aber in dieses Gebiet ausschweifenden Denkens. Traditionelle Frauenarbeit war und ist nachts auf das Haus beschränkt, nur erweitert durch Pflegstationen oder Gebärkliniken, es sei denn eine Streifenpolizistin tut ihren Dienst.

So war schon der Flaneur eine Umdrehung des Gewohnten mit seiner eigentlich den Arbeitenden sinnlos oder luxuriös anmutenden Vorliebe für die Stadtnacht, die weibliche Form einer „Flaneuse“ oder „Flaneurin“ – noch dazu mit der aktiven Absicht, Recherche zu betreiben und draußen zu arbeiten gegen die widrigen Umstände der Dunkelheit, ist aber eine neuerliche Umkehr. Sie nimmt die aktive Rolle in Anspruch, da die künstlerische Kreativität aber lange rein männlich besetzt war, ist der Begriff in seiner weiblichen Form nicht verfügbar. Es zeigt uns, dass auch in der Kunst, die Emanzipation noch nicht sehr fortgeschritten ist. Die drei Wellen des Feminismus seit 1900 konnten ja auch die einseitige Bewertung von Werken, die Künstlerinnen geschaffen haben, am Kunstmarkt und damit die gleiche Bezahlung für diese Arbeit nicht erreichen.

Die „Flaneuse“ ist daher meine Worterfindung für Silke Silkeborg, die alle Bücher über die Nacht, alle sie umkreisenden Themen bis zur Lichtverschmutzung unserer Tage, intensiv studiert hat und mit ihren nun teils sehr großformatigen nächtlichen Stadtansichten aus der Vogelperspektive in einem zweiten Schritt von draußen auch in den virtuellen Raum des Computers vorgedrungen ist. In diesen Dunkelraum, der unverändert geschlechtliche Termini in der Sprache vorgibt, die männliches Eindringen in eine künstliche Höhlennacht beschreiben, was doch wiederum der alten nächtliche Natur der passiven Frau entspricht, die seit der Antike auch ein Vorurteil bedeutet. Walter Seitter und Thomas Posch haben 2011 die Allnacht im Weltraum als eine Tagnacht identifiziert und damit versucht die Nachtvorurteile weiter abzubauen.

Es dreht sich also alles um eine Nachtarbeiterin, die den männlichen Mythos seit den Schreibstuben der antiken Kaiser und mittelalterlichen Mönche durchbricht. Auch das Genie als Erfindung der lichtmetaphorisch ungerechten Aufklärung wird ausgeknipst, wenn eine Frau sich künstlerisch der Nacht widmet. Das ist das Gegenteil der Fotografen, die von ihren Agenturen nach dem Vorbild des Literaten Arthur Rimbaud und Charles Baudelaire durch Paris oder New York geschickt wurden, um in Schwarzweiß aufs Papier zu bannen, was männliche Sinnsuche ist. Dabei halten sie die Kamera als weiteren Dunkelraum zwischen sich und Motiv, eine Distanz, die jene Ambivalenzen besonders gut bedient. Die Mitglieder der Agentur Magnum, René Burri, Henri Cartier-Bresson oder Ernst Haas, sind heute so legendär wie ihre Aufnahmen. Die Frau blieb ihnen Erfüllungsgehilfin hinter Sexualtabus und Objekt einer unstillbaren Sehnsucht. Schwärzer sind nur die Moritaten und Horrorszenarien, die Edgar Allen Poe auf die dunklen Stunden der Menschenmenge projizierte oder die in den Angstbildern Edvard Munchs zum Schrei gefrieren. Die Romantik des Flanierens ist schon lange einer Ernüchterung gewichen.

Bei Dunkelheit vermischen sich alte und moderne Welt, tauchen Diebe, Schmuggler, Spieler, Zuhälter und Prostituierte im Dienst der nicht nur jugendlichen „Nachtschwärmer“ auf. Diese Bilder werden dann im Licht angeschaut, weg von Gefahren, mit dem Gegeneffekt, den auch der Fernsehkrimi vor dem Schlaf als fiktives Gruseln gegen Langeweile im Wohnzimmer vor den hellen Bildschirmen kultiviert. Von diesen Doppelzüngigkeiten ist Silkeborg weg und setzt sich für ihre Recherche und auch dem schwierigen Vorgang des Malens vor Ort mit nur einer Stirnlampe der Kälte, dem Wind, der Dunkelheit und den Unklarheiten direkt aus, denn sie will hinausschweifen aus der Illusion in die nächtliche Realität, die ja vor den Fotografen auch die Maler der Romantik negierten, indem sie sich die großen Gefühle als einsame Eroberer eines noch unbekannten Gebiets schön dunkel redeten.

Dabei bleibt die Gefahr ein Topos, der gegen die Schwärze der Langeweile kämpft wie die Lieblingsbeschäftigung vieler Menschen seit Beginn des 20. Jahrhunderts – dem Gang ins Kino. Weder der romantische noch der Kitsch der Existentialisten oder Hollywoods ist aber das neue Nachtthema, das Silkeborg konsequent, in wissenschaftlicher Methode durchstreift, wobei auch hier wichtig ist zu betonen, dass es sich um eine unhierarchische Untersuchung handelt, die sich an den kleinen, aber feinen Unterschieden (Pierre Bourdieu) misst, die seit den französischen Strukturalisten unser Weltbild verändert haben (sollten).

Copyright by BBB, 2017

– Katalogtext von Brigitte Borchhardt-Birbaumer, Wien, 2017.
Brigitte Borchhardt-Birbaumer, Wien (*1955 in Wien) Kunstwissenschaftlerin, Journalistin und Ausstellungskuratorin





„Die heitere Ruhe des Blau“
Einführungrede zur Eröffnung der Installation von Silke Silkeborg in Schillers Garten, von Belinda Grace Gardner, Jena 2016.

„Die heitere Ruhe des Blau“: Sie umfängt uns gleich mehrfach an diesem besonderen Ort, an dem der Dichter und kritisch-aufklärerische Denker Friedrich Schiller von Mai 1797 bis Dezember 1799 drei höchst produktive Sommer verbrachte und vielerlei Inspiration fand: bei Gesprächen mit dem geistesverwandten Kollegen, Freund und Mitstreiter Johann Wolfgang Goethe am steinernen Tisch unter schützender Blätterlaube, beim Verweilen im blühenden Garten ebenso wie beim Schreiben im dort eigens errichteten Türmchen, seinem persönlichen „Belveder“, wie er es nannte, wo er an seinem Spätwerk arbeitete und Teile des "Wallensteins", der "Maria Stuart" und der „Jungfrau von Orleans“ sowie etliche Balladen verfasste. Fichte, Schelling, Tieck waren in Schillers Gartenhaus ebenso zu Gast wie Caroline von Humboldt, und viele andere.

Ich stelle mir ein – damals noch ländliches – allenfalls idyllisches Refugium vor, das für Schiller zugleich Rückzugs- und Aufbruchspunkt war für mentale Reisen, der Duft mürber Äpfel aus der Schreibtischschublade als Katalysator für Erinnerungen und Stimmungsvertiefung dienend wie Prousts berühmte Madeleine, auf der Suche des Dichters nach den Tiefendimensionen der historischen und der eigenen Gezeiten. Die Gedanken vom zarten Vergissmeinnicht-Ton eines frühmorgendlichen Sommerhimmels voran getragen, der die winzige, lichtblau tapezierte Oberstube des Schreib-Türmchens ins Unendliche weitete – die „schöne Aussicht“ vom Turm aus gleichermaßen nach außen und ins Innere gerichtet: in den Raum der Phantasie und der Gedanken.

Schillers Turm mit Pagodendach bot der Hamburger Künstlerin Silke Silkeborg auch das Vorbild für ihre malerisch-plastische Installation, die am Vorabend des Schillertags der Universität Jena im Garten des Dichters zur Erstbetrachtung einlädt. Das Ineinanderfließen von Innen- und Außenraum, der Gedankenwelt des Betrachters und dem Bildraum der Malerei, Architekturform und Naturgeschehen, Tag und Nacht ist Silke Silkeborgs künstlerischem Fragment von Schillers „Gartenzinne“ eingeschrieben, das nun scheinbar schwerelos unter dem Ahornbaum schwebt: eine Nachempfindung der himmelblau gewandeten, oder besser: be-wandeten Dachstube und poetischen Produktionsstätte in Schillers Turm, wobei das Arbeitszimmer des Dichters im dazugehörigen Gartenhaus einst ebenfalls in sanftem Lichtblau leuchtete: für Schiller – im Gegensatz zu Goethe, der diesbezüglich ein harmonisierendes Grün bevorzugte – die Farbe der geistigen Sammlung und Inspiration.

So wählte die Künstlerin als Titel ihrer Installation auch „Die heitere Ruhe des Blau“ nach einer Zeile aus Schillers Gedicht „Das Ideal und das Leben“ von 1795. Die unter ihrem „Gedankendach“ positionierte „Gedanken-Bank“ – von der Künstlerin genauer als „Doppeldenker“ bezeichnet, da man hier, wie einst Schiller und Goethe, zu zweit zusammengerückt gemeinsam die Gedanken schweifen lassen kann – lenkt den Blick des Besuchers, der Besucherin nach oben ins Innere des lichtblauen Gehäuses in der Luft, in dessen Innerem auf magische Weise die Außenwelt als kaleidoskopische Sehnsuchtslandschaft sichtbar wird.

Hier, im Verborgenen, führen Ansichten von Baumkronen, die sich ineinander verflochten zum (Lebens-)Kreis verdichten, vor wechselnden Himmelsszenarien eine Palette nächtlicher Blaustimmungen vor Augen: ein „Vierklang“ der Blautöne, die Phänomene wie Ferne und Kühle, das Weiträumige und den Schatten ebenso evozieren wie die nächtlichen Atmosphären der vier Jahreszeiten und der vier Himmelsrichtungen. Unter dem Himmelsdach der Künstlerin liegend, das südliche und nördliche, westliche und östliche Hemisphären heraufbeschwört, taucht man ein in die Tiefe und Weite der sich in der Höhe überlappenden Zeiten, Räume und Gegenden. Es ist eine visuelle Erkundung, die zwischen Nähe und Ferne, aber auch zwischen Tag und Nacht verläuft. Denn die Malerei im Innenraum des „Gedankendachs“ ist nur tagsüber sichtbar. Bei wachsender Dunkelheit wird sie von Schatten verschluckt.

Wie die Künstlerin erläutert, steht ein grünliches Blau für den nächtlichen Himmel des Südens, während ein tiefes Blau für den Norden steht. Der Osten wird durch ein strahlendes Königsblau wachgerufen und der Westen durch ein violett durchströmtes Blau. Die nächtlichen Himmel werden zur Dachspitze hin zunehmend heller, als zeige sich darin bereits das erste Licht des Tages. Am höchsten Punkt laufen die vier triangulären Nachtstücke in einer viereckigen Kompassrose zusammen: eine bunt leuchtende, prismatische Referenz an die „Temperamentenrose“, die Goethe und Schiller 1799 bei ihren Gesprächen hier im Garten gemeinsam entwickelten. Von Goethes Farbenlehre ausgehend werden darin die Farbstimmungen mit den persönlichkeitstypologischen Eigenschaften aus der antiken Temperamentenlehre zusammengeführt.

In ihrer Interpretation überträgt Silke Silkeborg dieses Modell auf die Stimmungsvielfalt nächtlicher Farbabstufungen, wobei sie sich in ihrer Malerei gleichermaßen mit der Farbenlehre Goethes und der des Frühromantikers Philipp Otto Runge beschäftigt hat. So ist ihr künstlerisches Projekt hier in Schillers Garten auch aus einer Kooperation zwischen der Hamburger Philipp Otto Runge Stiftung, die der Künstlerin zuvor ein Stipendium verliehen hatte, und der Friedrich-Schiller-Universität Jena hervorgegangen. Jena besuchte die Künstlerin erstmals 2013 im Rahmen einer Tagung, die um die Nacht kreiste. Den optimalen Schauplatz für ihre Arbeit entdeckte sie im vergangenen Jahr. Bei der Realisierung ihres Vorhabens wurde ihr vor Ort die kongeniale Unterstützung von Helmut Hühn, Leiter von Schillers Gartenhaus und der Goethe-Gedenkstätte, zuteil.

Silke Silkeborg befasst sich seit geraumer Zeit mit dem Nuancenreichtum, den die „Farben der Nacht“ bereithalten. Aus dieser parallelen Wirklichkeit der subtilen Schattierungen, die der Tagseite unseres alltäglichen Lebens gegenübersteht und zugleich mit dieser untrennbar verwoben ist, hat sie ihre ureigene malerische Palette geschöpft. Dazu begab sie sich wie eine Feldforscherin über Jahre hinweg regelmäßig hinein in die nächtliche Landschaft – meist städtisch gerahmte Naturstücke, Teiche, Parks und Bewaldung an den Rändern urbaner Bebauung. Geleitet von Fragen wie: „Wieviele unterschiedliche Nächte gibt es?“ Oder: „Inwieweit kann ich mich innerhalb der mimetischen Malerei der Abwesenheit von Licht nähern?“ hat sie im weiten Feld der Landschaftsdarstellung neue Wege beschritten.

Begonnen hat ihre malerische Erkundung der Nacht mit der Faszination für Fledermäuse und deren besondere Wahrnehmungsfähigkeit als nachtaktive Tiere, die sich in der Dunkelheit ohne visuelle Anhaltspunkte frei zu bewegen vermögen.

Die Künstlerin interessierte sich dafür, welche Sinne aktiviert werden, wenn der Fernblick nicht mehr zur Verfügung steht und die üblichen Mechanismen der Orientierung, die am Tag instinktiv zum Einsatz kommen, nicht mehr greifen. Der Gang in die Dunkelheit bedeutete nicht nur eine Bewusstseinserweiterung, sondern auch eine bewusste Erweiterung ihrer malerischen Möglichkeiten durch besondere Sensibilisierung für den „anderen Raum“, die „andere Wirklichkeit“ der Nacht, die eine veränderte Wahrnehmung hervorruft.

Als Erforscherin der Nacht führte sie neben ihrer Malerei ein Tagebuch, in dem sie Erfahrung von Atmosphären, Witterungen, Klängen ihrer Exkursionen in nächtliche Gefilde festhielt. Bei Tage arbeitete sie ihre Bilder dann aufgrund ihrer nächtlichen Ausbeute im Atelier weiter aus. Ihre kunsthistorisch eingebetteten „Journalberichte über das Malen in der Nacht“ sind 2012 unter dem Titel „Das Dunkel“ im Materialverlag der Hamburger Hochschule für bildende Künste erschienen. An der HFBK Hamburg studierte Silke Silkeborg auch bei den bekannten Malern Werner Büttner – ersterer übrigens gebürtig aus Jena stammend – und dem Bremer Norbert Schwontkowski. 2010 legte sie ihr Diplom in der freien Kunst ab und rundete ihre Studien anschließend noch im Feld der Kunsttheorie und –geschichte ab. Ihr Buch „Das Dunkel“ ist auch in diesem Zusammenhang erschienen.

Für ihre Malerei wurde Silke Silkeburg mehrfach ausgezeichnet: 2010 erhielt sie den Karl H. Ditze Diplompreis und den De Bruyker-Kunstpreis. Diverse Reisestipendien führten sie unter anderem nach Portugal und Bratislava. 2012 waren Arbeiten der Künstlerin in der Epochen überspannenden international besetzten Ausstellung „Die Nacht im Zwielicht von der Romantik bis heute“ im Wiener Belvedere vertreten. Und 2013 startete sie ihr von der Kulturbehörde Hamburg gefördertes Projekt „Luciferasenes Leuchten“, eine künstlerisch-wissenschaftliche Leuchtkäfer-Recherche an verschiedenen Orten Europas, dessen malerische Früchte von Mai bis Juli 2016 in der Gruppenschau „Fireflies!“ in der Stadtgärtnerei – Zentrum für Pflanzen und Bildung Zürich zu erleben waren.

Aktuell unterhält Silke Silkeborg ein Atelier auf dem Gelände der Leipziger Baumwollspinnerei, wo sie seit 2015 mit Unterstützung der Hamburger Runge-Stiftung an einem gigantischen, rund 4 x 8 Meter umfassenden Nachtbild arbeitet, das eine Aufsicht von oben wie aus dem Flugzeug auf eine nächtlich erleuchtete Stadt zeigt: Die Lichter lassen ein wenig an die hellen Spuren denken, die Leuchtkäfer ins nächtliche Dunkel zeichnen.

Die Perspektive der Künstlerin ist von der Mikro- zur Makroansicht erweitert, bleibt aber der Spurensuche des menschlichen Seins im Raum der Nacht treu, auf der bereits ihre nächtliche Feldforschung von Naturräumen im urbanen Gefüge basierte. Was sieht man, was malt man, wie offenbaren sich Welt und Wirklichkeit, wenn die visuelle Reichweite durch die Lichtverhältnisse eingeschränkt, wenn nicht gar weitgehend außer Kraft gesetzt ist? Diese Fragen beschäftigen die Künstlerin weiterhin, auch wenn sie gegenwärtig nicht unmittelbar im Außenraum ihre malerische Recherchen betreibt, sondern aus dem umfangreichen Fundus ihrer Nachtbeobachtungen schöpft. So auch bei der Verwirklichung ihrer jetzigen Installation in Schillers Garten, in der mehrere Themen ihrer künstlerischen Arbeit zum Tragen kommen. Einerseits interessierte sie sich in dem Zusammenhang intensiv für die Aspekte der Wahrnehmungsphänomenologie, die Goethe – in Zuge der Temperamentenrose im Verbund mit Schiller – und auch Runge in ihrer jeweiligen Farbenlehre untersuchten. Aus diesen Erkenntnis leitenden Quellen schöpfte Silke Silkeborg bei der Konzeption ihres blautonigen „Gedankendachs“, erforschte aber auch ganz konkret aufgrund von 200 Jahre alten Tapetenmustern das Original-Lichtblau, das Schiller für die Auskleidung seiner Turm- und gartenhäuslichen Schreibstube wählte. Dieses Blau diente als Vorlage für die malerische Nachempfindung, die nun die Außenwand des schwebenden Dachs quasi in einen Innenraum verwandelt, während das Innere einen Außenraum darstellt.

Das Dach von Schillers „Gartenzinne“, das die Künstlerin in eine witterungsbeständige Form aus Edelstahl umgedeutet hat, die ihr im Inneren als „Leinwand“ für ihre vier Blicke ins nächtliche Himmelsblau mit Baumwipfeln dient, wurde von ihr skulptural abstrahiert. Ein Ahorn- und ein Lindenblatt deuten im Interieur der eckigen Kuppel auf die umliegende Vegetation. Die einstmals zahlreichen Obstbäume von Schillers Garten tauchen als Silhouetten im Abendlicht im Raum der Malerei wieder auf.

Als wesentliches Anliegen bei der Verwirklichung ihrer Installation nennt Silke Silkeborg das Schaffen eines wahrhaftigen „Gedankenraums“, der die Besucherinnen und Besucher, die von der lichtblauen „Doppeldenker“-Bank aus in die Bäume und in die Weite der verschiedenen Nachthimmel emporschauen, zur Kontemplation und zum freien Unherschweifen der Gedanken anregen soll. Dabei erhebt sich das Dach schützend über den Meditationswilligen, die auch bei leichtem Regenfall noch trockenen Hauptes in die Bäume und in das sich darüber erstreckende Firmament sehen können.

Zentrale Fragen der Künstlerin, die ihr gesamtes Werk tragen, bleiben weiterhin: „Was animiert einen zum anders denken?“ Und: „Wie wird wahrgenommen?“ Oder auch: „Welche Auswirkung haben Farben auf ebenjene Wahrnehmung?“ Auf der Spur von Schillers Blau und den Blaunuancen verschiedener Nächte nimmt sie das Publikum auf diese Expedition der Seh- und Wahrnehmungsabenteuer mit. Die Verschmelzung von Natur- und Kunstraum, das Eröffnen jener Gedankenfreiheit, für die sich der Hausherr dieses Gartens vehement einsetzte, durch die Kraft der Bilder, aber auch die Perspektivverschiebung, die überhaupt erst das Einnehmen eines anderen, neue Erkenntnisse bringenden Blickwinkels ermöglichen: Dies alles hält die installative Malerei „Die heitere Ruhe des Blau“ von Silke Silkeborg bereit.

In Schillers Gedicht „Das Ideal und das Leben“ ist jenes heitere Ruhe spendende Blau als hoffnungsvolle Antithese des menschlichen Leidens formuliert:

Wenn der Menschheit Leiden euch umfangen, Wenn dort Priams Sohn der Schlangen Sich erwehrt mit namenlosem Schmerz, Da empöre sich der Mensch! Es schlage An des Himmels Wölbung seine Klage Und zerreiße euer fühlend Herz! [...]
Aber in den heitern Regionen, Wo die reinen Formen wohnen, Rauscht des Jammers trüber Sturm nicht mehr. Hier darf Schmerz die Seele nicht durchschneiden, Keine Träne fließt hier mehr dem Leiden, Nur des Geistes tapfrer Gegenwehr. Lieblich, wie der Iris Farbenfeuer Auf der Donnerwolke duftgem Tau, Schimmert durch der Wehmut düstern Schleier Hier der Ruhe heitres Blau.

In diesem Sinne eröffnen sich für den Besucher, die Besucherin erbauliche Momente und phantasiereiche Seh-Erlebnisse unter dem Himmelsdach der Künstlerin, beim Blick in die Baumkronen, beim Blick ins vielfarbige Blau der Nacht.

Copyright by Belinda Grace Gardner, 2016

Belinda Grace Gardner (*1960 in Durham, USA) Kunstwissenschaftlerin, Feuilletonistin, Autorin, Dozentin, Ausstellungskuratorin, Hamburg.


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The criteria used to determine the period of storage of personal data is the respective statutory retention period. After expiration of that period, the corresponding data is routinely deleted, as long as it is no longer necessary for the fulfillment of the contract or the initiation of a contract.

12. Provision of personal data as statutory or contractual requirement; Requirement necessary to enter into a contract; Obligation of the data subject to provide the personal data; possible consequences of failure to provide such data

We clarify that the provision of personal data is partly required by law (e.g. tax regulations) or can also result from contractual provisions (e.g. information on the contractual partner). Sometimes it may be necessary to conclude a contract that the data subject provides us with personal data, which must subsequently be processed by us. The data subject is, for example, obliged to provide us with personal data when our company signs a contract with him or her. The non-provision of the personal data would have the consequence that the contract with the data subject could not be concluded. Before personal data is provided by the data subject, the data subject must contact any employee. The employee clarifies to the data subject whether the provision of the personal data is required by law or contract or is necessary for the conclusion of the contract, whether there is an obligation to provide the personal data and the consequences of non-provision of the personal data.

13. Existence of automated decision-making

As a responsible company, we do not use automatic decision-making or profiling.

This Privacy Policy has been generated by the Privacy Policy Generator of the German Association for Data Protection that was developed in cooperation with Privacy Lawyers from WILDE BEUGER SOLMECKE, Cologne.